DER LETZTE SAMSTAG DES MONATS AUGUST
teil des projekt "rauschliteratur"
Lange Brücken über den Flüssen von Babylon.
Woher kommen wir?, fragen die Herren und wundern sich über die blauen Wolken über den Köpfen der Sterblichen.
Ich hörte vom Mord an deiner Frau, mein Lieber, und dass du der Mörder bist.
Du hast sie erschossen, mit einer Waffe, auf dessen Lauf noch der rote Glanz ihres Lippenstiftes prangt.
Ach ja, das Fenster steht offen und die Trauer weht nach draußen in die Welt.
Ein Chinese schließt die Türen des Kinos und verscheucht die letzten Streuner in die Nacht hinaus.
Er lacht und denkt sich nichts dabei.
Und zwei Frauen wandern durch meinen Kopf, sich liebend und haltend und mir so bekannt wie mein eigenes Leben.
Sie warten am Bahnsteig auf den Anfang ihrer Geschichte.
Die Züge fahren schwer atmend in den Bahnhof ein, quietschende Bremsen auf rostigen Gleisen, Rauch am Himmel und das Zischen tausender Münder.
Alle Menschen steigen aus und ersticken im Smog der Städte.
Sie liegen in den Straßen und denken an Gott und Jesus und den heiligen Geist, und errichten Stätten für radikale Sekten und Ameisenbären, die sich am Abend zum Pokerspiel treffen.
Flush gewinnt über die Straße, und so wird jene geflutet, mit Bächen bitterer Tränen, und bald schon schwimmen Boote auf den glänzenden Wellen, und ein Gondoliere singt lauthals die Internationale, keinen einzigen Ton treffend, und dennoch ohne Scham trällernd.
Joe weint am Wegesrand, ich wusste es, ich habe es immer gewusst, Was ist los mit dir, frage ich und helfe ihm auf, diesem armen Tropf, und er niest und hustet und spuckt Blut und sagt, Ich bin krank, und dann fahren wir in einem weißen Wagen mit Blaulicht ins Hospital.
Die Ärzte können nicht sprechen und fahren in den Urlaub nach Ibiza.
Wie sind wir hier gelandet, fragen sie sich.
Ich stehe abseits und schlecke an meinem Eis.
Es sind Vollidioten, die den Reichstag stürmen und grölen und sich selbst den Weg ins Grab ebnen.
Ich wusste es vor ihnen.
Doch auch dieser Tag wird enden.
Die Sonne wird untergehen und der Mond wird sein Gesicht zeigen, völlig ohne Scham, wie ein Schauspieler auf einer Bühne, im Licht der Scheinwerfer, ohne Maske, ohne Kulissen, ohne Musik, ohne doppelten Boden, ohne die Lüge vor den Augen der verdurstenden Zuschauer.
Trinkt Wein, rufe ich laut.
Und die Gladiatoren verneigen sich vor dem Volk, während Cäsar sich in Brutus Rachen übergibt, und der Speer das zarte Fleisch einer Jungfrau durchbricht, und Fontänen frischen Blutes spritzen, das Kolosseum fluten und ein Hotel in den Rocky Mountains alt aussehen lassen.
Was für ein schöner Abend, denke ich und lehne mich seufzend zurück.