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Musik in den Morgenstunden

Drei Körper daliegend und mit geschlossenen Augen, schlafend (?), mit Träumen, die ich mir nicht ausdenken möchte.

 

Während die Sonne aufgeht und die Zeit nicht steht, sondern fortschreitet, immerfort, so schnell wie niemand damit gerechnet hat, und zack! - schon ist der neue Tag da, zack! - schon geht das Spiel von vorne los, mit Goethe im Gespräch und Veilchenblüten, die in meiner Tasche schwer wiegen wie zehn brennende Kerzen.

 

Das Klavier schweigt, und nur eine einzelne, elektronische Stimme erzählt von leeren Parkplätzen in Südkalifornien, von Verrat und Größenwahn, von Unverständnis und falschen Namen, und William Blake erkennt sich selbst, wie als ob er einen Blick in den Spiegel werfen würde, und er sieht, was er längst hätte sehen müssen.

 

Der, der anderen das Leben nimmt, sitzt Gitarre-spielend am Straßenrand, nur ihn hört man, und sonst nichts, nicht die Natur, auch nicht den Tag oder die Welt, nur das zarte Lachen der Saiten...

 

Und schwarze Olivenkerne säumen den Weg, auf dem Fußabdrücke eines Riesen Oasen für durstige Karawanenzüge sind, und Palmen Schatten spenden für die Barmherzigen, dort wo nur eine Palme wächst, und wo die Lust am Text selbst die Gesprächigsten unter ihnen zum Schweigen bringt.

 

Wohin führt der Weg, frage ich, und der Pförtner nickt und weist in die Richtung, die mich weiterbringt.

 

Ob falsch oder richtig, werde ich nie erfahren.

 

Es ist nun hell und ich bin bald zuhause, doch ich muss mich aufraffen, den letzten Schritt gehen, durch die Straßen, und weg von den drei, die da so friedlich schlummern, längst verloren in den Sphären eines Geistes, der viel verbirgt und wenig zeigt.

 

Einer auf weichen Kissen gepolstert, ausdruckslos träumend, und dort, unter ihm auf den Latten, zwei embryonal verbundene Körper, abgewandt und still.

 

Ich döse kurz und schreibe einen halbseitigen Bericht auf zerknitterten Papier, und dann verlasse ich den Ort durch das fahle Treppenhaus, hinaus in die Morgenluft, nicht jedoch ohne einen Blick zurückzuwerfen.

 

Da seid ihr.

 

Schlaft gut, und schlaft lange, ich werde euch erinnern.

 

 

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