GOODBYE, EL DORADO/Roman
Jemand hat Salome getötet, mein El Dorado. Ihr eigener Mann hat sie ermordet. Von ihrem Tod erfuhr ich aus den Nachrichten. Beiläufig erzählte der Nachrichtensprecher vom siebenundfünfzigsten Femizid in diesem Jahr. Und jetzt weiter zum Wetter. Ich kannte Salome, seit wir beide Kinder waren. Sie war meine erste und einzige Spielkameradin. Ich glaubte, sie zu verlieren, als sie das Dorf verließ, um nach El Dorado zu gehen. Erst als ich ihr dorthin folgte, fanden wir uns wieder. Wir verliebten uns ineinander und wurden ein Paar. Es waren die glücklichsten Jahre meines Lebens. Als Salome sich von mir trennte, war ich am Boden zerstört. Erst einige Jahre später trafen wir uns wieder, abermals in Freundschaft verbunden. Nun, da sie nicht mehr ist, werde ich auch mein Leben beenden. Ich bin mir sicher. Ich war mir sicher in dem Augenblick, da ich von ihrem Tod hörte. Das war gestern Abend. Die Nacht verbrachte ich im Suff. Ich habe geweint, geschrien und geflucht. Zum Schluss mich übergeben. Dann bin ich nach draußen und habe mich zum Ausnüchtern in den Stadtpark gelegt. An Schlaf war nicht zu denken. Wach lag ich unter einem Baum, es wurde Morgen und bald regten sich die ersten Vögel. Hört wie sie singen. Ihr Gesang stimmt mich melancholisch. Bis zum Abend gebe ich mir Zeit, werde auf Salomes Spuren durch El Dorado ziehen, mich treiben lassen, sehen, hören, riechen und fühlen, was gegenwärtig ist, und was bleibt, wenn es wieder Nacht wird, und ich diese Stadt für immer verlasse. Das scheint mir eine gute Idee.